Das Projekt an der Johanniswacht

Wer in das Bielatal zum Klettern fährt und auf dem Parkplatz der Ottomühle parkt, ist bereits an der ersten größeren Gipfelgruppe rund um die Johanniswacht vorbeigefahren. Diese Gipfelgruppe wurde für ein Projekt ausgewählt, in dessem Rahmen leichte und mittelschwere Kletterwege gezielt mit nachträglichen Ringen versehen werden sollen. Das Projekt entstand in Reaktion auf eine im Jahr 2013 durchgeführte Umfrage unter SBB-Mitgliedern. Die Ergebnisse der Umfrage spiegelt nach Lesart des SBB-Vorstandes den Wunsch nach besser gesicherten Wegen im mittleren Schwierigkeitsbereich wider. Um dieser Nachfrage zu begegnen sollen an einem klar abgegrenzten Felsbereich Kletterwege attraktiver gestaltet werden unter anderem – und vor allem – mit einer besseren Sicherungssituation durch nachträgliche Ringe. Inzwischen wurde eine Projektgruppe damit betraut einen Entwurf für die Johanniswacht auszuarbeiten. Der Leiter dieser Projektgruppe ist Matthias Werner.

Matthias Werner stammt aus dem erzgebirgischen Schmiedeberg, wo seine Eltern einen Kletterclub gründeten. Mit vier Jahren bestieg er mit dem Polenztalwächter seinen ersten Gipfel der sächsischen Schweiz. Seitdem nimmt der Bergsport in seinem Leben einen hohen Stellenwert ein. Beruflich treibt er sich in einem gut sortierten Klettergeschäft in Dresden rum und in seiner Freizeit ist er in diversen Arbeitsgruppen (AG) des SBB aktiv.

Ich treffe Matthias nach Ladenschluss in seinem Geschäft auf der Zwinglistraße, um über die Arbeit der Projektgruppe (PG) zu sprechen.

Matthias Werner (Vieli) in seinem Geschäft auf der Zwinglistraße

Uwe: Warum engagierst du Dich in der PG Johanniswacht?

Matthias: Ich bin der Meinung, dass es eine große Diskrepanz gibt zwischen dem, was die Leute klettern möchten und dem, was sie vorfinden. Daran möchte ich etwas ändern.

Uwe: Warum wurde die Johanniswacht ausgewählt?

Matthias: Anfangs standen auch andere Gipfelgruppen auf unserem Zettel. Es gab bei dieser Entscheidung viele Punkte, die wir beachten mussten. Von Wanderfalken angefangen bis hin zur Felsqualität, den vorhandenen Wegen und deren Schwierigkeiten. Wichtig war auch, dass die Gipfelgruppe kletterhistorisch eher unbedeutend ist. Im Sommer 2015 entschieden wir uns für die Johanniswacht.

Uwe: Wie seid ihr an der Johanniswacht vorgegangen?

Matthias: Wir sind eine handvoll Leute in der Projektgruppe und wir waren sicherlich zwanzig Mal vor Ort. Ansatz war es, vor allem selten bekletterte Wege zu neuem Leben zu erwecken. Für jeden Weg im mittleren Schwierigkeitsbereich haben wir die Absicherung, die Felsqualität und die Begehungszahlen ausgewertet. Für die selten gekletterten Wege haben wir geprüft, ob nachträgliche Ringe sinnvoll sind. Einen jeden dieser geplanten Ringe sprachen wir dann, sofern noch möglich, mit den Erstbegehern ab.

Uwe: Welche Veränderungen sieht euer Konzept für die Johanniswacht vor?

Matthias: Da sind natürlich zunächst die Veränderungen durch die nachträglichen Ringe zu nennen. Die Kletterwege werden dadurch sicherer und – so die Hoffung – auch attraktiver. Unser Ansinnen ist es für sächsische Verhältnisse relativ gut gesicherte Wege zu schaffen. Dort gibt es dann eine größere Anzahl von leichten Wegen, die nicht gleich tödlich sind, wenn man mal einen Fehler machen sollte.

Uwe: In den vergangenen Jahren wurden ein paar neue Gipfel freigegeben, an denen modern eingerichtete Kletterwege entstanden sind. So z.B. an der hinteren Abendwand am Pfaffenstein. Braucht es die Projektgruppe, wenn solche Angebote bereits im Gebirge existieren?

Matthias: Die neuen Gipfel standen gar nicht auf unserem Zettel. Sie sind eine Bereicherung, aber so groß ist das Potential nun auch nicht.

Uwe: Lassen sich die Projektziele nicht auch in einem Übungsgebiet erreichen?

Matthias: Das haben wir versucht, aber die Ausweitung der Übungsgebiete ist derzeit aus Naturschutzgründen nicht möglich. Das bedauern wir, da es als Einstieg in das sächsische Felsklettern gut zu unserem Projekt passen würde.

Uwe: Wie stehst du dazu den Charakter eines Kletterweges zu verändern?

Matthias: Es ist sein „Kunstwerk“. Aber in den letzten Jahrzehnten hat sich die Felsqualität verschlechtert und es gibt noch einige andere Aspekte, die es meiner Meinung nach rechtfertigen, über eine Veränderung eines Kletterweges nachzudenken (Baustelle, RP-Gedanke,…). Viele Wege sind so wie sie sind, weil es zur Zeit der Erstbegehung schlicht keine Ringe gab oder weil es der EB nicht anders kannte. Es ging dem EB auch nicht vordergründig darum, eine heroische Tat zu hinterlassen und viele EB von damals würden ihre Wege heute anders absichern.

Uwe: Wie würde es dir gehen, wenn Deine eigenen Erstbegehungen verändert werden sollten?

Matthias: Es kommt natürlich darauf an, was verändert werden soll. Wenn es z.B. darum geht, eine Ringposition so zu verändern, dass der Kletterer den Ring besser einhängen kann, dann habe ich kein Problem damit.

Uwe: Wenn jemand meint, dass eine Deiner Erstbegehungen zu langweilig sei und der erste Ring raus muss?

Matthias: Dann wäre ich natürlich nicht dafür. Um solche Unstimmigkeiten in unserem Projekt auszuräumen, haben wir alle noch erreichbaren Erstbegeher befragt. Überwiegend stimmen alle mit unseren Vorschlägen überein.

Uwe: Warum braucht es die Projektgruppe wenn es doch seit Jahren eine Arbeitsgruppe für nachträgliche Ringe gibt?

Matthias: Ich bin selbst Mitglied der AGnR und kenne die internen Abläufe. Im Unterschied zur AGnR suchten wir an der Johanniswacht gezielt nach Wegen, die wir nachrüsten wollen. Das ist natürlich ganz anders, als auf einen nR-Antrag zu reagieren. Im vergangenen Jahr wurden von der AGnR nur drei nachträgliche Ringe in mittelschweren Kletterwegen genehmigt. Das ist gemessen an dem, was die Umfrage an Bedarf ermittelt hat sehr wenig. Der Vorstand des SBB möchte der Nachfrage nach gut gesicherten Wegen in mittleren Schwierigkeitsbereich nachgeben und das nicht nur tropfenweise, sondern als Zeichen. Auch deswegen gibt es unsere Projektgruppe.

Uwe: Welchen Einfluss haben die anderen SBB-Arbeitsgruppen auf euer Projekt?

Matthias: Alle AGs des SBB sind direkt dem Vorstand unterstellt. Es gibt keine weitere Hierarchien im Verein. Wir stehen also mit unserer Projektgruppe auf der selben Ebene wie die anderen AGs. Natürlich stehen wir trotzdem in Kontakt und unser Konzept wird und wurde auch in anderen AGs diskutiert. Im Detail wurden wir u.a. dafür kritisiert, dass wir auch Wege in unser Konzept aufgenommen haben, die nicht unseren eigenen Kriterien entsprachen. Beispielsweise haben wir Wege mit mehr als einer Begehung pro Jahr aufgenommen. Dies ergab sich durch unsere Arbeit vor Ort. Es war mein persönliches Anliegen solche einzelnen Wege, die nicht exakt dem Projektrahmen entsprechen, trotzdem mit aufzunehmen. Es wäre meiner Meinung nach gut für das Projektziel gewesen. Die Kommission für Ethik und Regeln hat uns dann ganz klare Kriterien vorgegeben. Nach diesen Kriterien haben wir unser Konzept überarbeitet und aus 85 wurden 55 Vorschläge für nachträgliche Ringe.

Uwe: Anfangs hieß die Projektgruppe noch „Pilotprojekt“. Warum wird dieser Name inzwischen vermieden?

Matthias: Wir haben erst hinterher festgestellt, dass der Name „Pilotprojekt“ impliziert, dass weitere Projekte folgen sollen. So ist es aber nicht angelegt. Der Vorstand sieht das als einmaliges Projekt. Meine persönliche Meinung ist, dass es noch ein Paar mehr geben sollte. Wichtig ist, dass die historische Bedeutung des Gebirges gewahrt bleibt. Wir wollen kein Raster über die gesamte Sächsische Schweiz legen.

Es ist auch nicht so, dass wir ein Sportklettergebiet erschaffen. Ich will nicht sagen, dass es ein marginales Nachrüsten ist, aber die Wege würden im Schnitt 1,2 zusätzliche Ringe bekommen. Die Auswirkungen bei einer durchschnittlichen Weglänge von 25 Metern sind somit nicht sehr groß. Das Abenteuertum soll bestehen bleiben und das wird es auch.

Uwe: Welches Feedback erreichte dich bisher?

Matthias: Mit der Veröffentlichung des ersten Konzeptes haben wir gleichzeitig um Feedback gebeten. Es hat genau 100 Zuschriften gegeben. Davon haben sich 27 klar gegen das Projekt ausgesprochen, der Rest ziemlich eindeutig dafür. Aber es waren eben auch nur 100 Zuschriften.

Es gibt aber auch Kritiker, die das Projekt vollständig ablehnen. Dabei werden die demokratischen Verhältnisse verkannt oder nicht akzeptiert. Der Wunsch nach besser gesicherten Wegen ist aber mit der Umfrage deutlich zutage getreten. Die Kritiker relativieren auch nicht – Das Klettern ist keine Freizeit mehr, sondern Fanatismus. Es geht bei jedem hinterletzten Weg um die Wahrung der Tradition und das nervt mich.

Uwe: Was siehst du für Alternativen zu der Projektgruppe?

Matthias: Mein persönlicher Apell ist, dass diejenigen, die gern mehr gut gesicherte Wege klettern möchten, auch mitarbeiten. Dazu gibt es diverse Möglichkeiten wie die AGnR oder die PG Dornröschenschlaf. Auch die Meinung von Kletterern im leichten und mittleren Schwierigkeitsbereich ist wichtig in diesen Arbeitsgruppen.

Uwe: Was wünschst du dir für das Projekt?

Matthias: Ich wünsche mir, dass die von uns nachgerüsteten Wege mehr Begehungszahlen bekommen. Ich hoffe, dass es vielen Leuten gefällt und dass das Projekt angenommen wird.

Uwe: Wie geht es mit dem Projekt weiter?

Matthias: Der Vorstand wird das Konzept in die Abstimmung an alle SBB Mitglieder geben. Ich hoffe, dass sich viele Mitglieder über unser Konzept informieren und dann auch darüber abstimmen. Wenn das Konzept von den Mitgliedern angenommen wird, werden wir es entsprechend umsetzen. Dann ist das ein demokratischer Prozess und das Ergebnis wird akzeptiert.

Uwe: Vielen Dank für das Gespräch

 

 

„Lammriss“ an der Lokomotive

Sebastian Gantz klettert den Lammriss (Variante Lammi) an der Lokomotive

Lammriss VI: 17.09.1905 O.Perry-Smith – in der Südostwand von rechts auf kleine Platte. Wand und Riss zu Absatz. Links Kante (Ring) zum Gipfel (Variante „Lammi“).

Kurzinfo:

Gipfel:
Lokomotive Esse
Gebiet:
Rathen
Route:
Lammriss mit Variante (Lammi)
Grad:
VI
Kletterer:
Sebastian Gantz

„Nollen“ am Mönch

Am Gipfel des Mönch (4.107 Meter)
Am Gipfel des Mönchs (4.107 Meter)

Es ist früh am Morgen, die Dämmerung kriecht langsam über den Horizont und wir können immer besser sehen. Aber was wir sehen, gefällt uns nicht. Eine halbe Stunde zuvor hatten wir die schöne Guggihütte in Richtung Mönchsplateau verlassen. Was gut beginnt, wird mit jedem Schritt furchtbarer. Wir stehen in einer mit Schutt und weichem Schnee  gefüllten Rinne. Diese müssen wir hinauf zum Mönchsplateau. Es ist weder steil noch schwer, aber die Vorstellung, mit dem weichen Schnee und einer Ladung Geröll abzugehen, macht trotz des schönen Ambientes keine Freude. Der Gedanke umzukehren ist da, aber wir sind schon zu weit und hinauf geht sich die Rinne immer noch besser als runter.

Ab dem Mönchsplateau gibt es einen Abschnitt mit klassischem Hochtourencharakter. Danach steilt die Route zum Nordwestbollwerk – dem sogenannten Nollen – auf. Dieses Steilstück wird in ca. drei Seillängen erklettert. Wir haben die steilste Stelle bereits hinter uns gelassen, als wir einen Gleitschirmflieger bemerken, der vom Mönchsgipfel gestartet ist. Doch wir haben noch den Schlussanstieg vor uns. Ein richtiger „Wadenbrenner“, der uns nochmal ordentlich anstrengt. Am späteren Nachmittag erreichen wir den Gipfel und machen uns sogleich an den Abstieg über den Normalweg. Zu Beginn sind wir von der Ausgesetztheit des Grates überrascht. Keiner von uns beiden hatte sich ernsthaft mit dem Abstieg beschäftigt. Normalweg klingt ja auch nicht kompliziert… Ich muss wieder an den Gleitschirmflieger denken. Das wäre jetzt eine schöne Alternative, denn als wir später die Mönchsjochhütte erreichen, ist es lange schon dunkel.

Kurzinfo:

Gipfel:
Mönch (4.107 Meter)
Ausgangspunkt:
Schweiz Grindelwald. Guggihütte auf 2.791 Meter Höhe
Route:
„Nollen“ 1.300 Meter D- bis 70°

P.S.: Die Fotos aus der Vogelperspektive verdanke ich Benedicht Erb. Wer selbst einmal von einem richtigen Berg fliegen möchte, ist bei ihm genau richtig, da er Hike & Fly Tandemtouren anbietet. Das ist im Vergleich zur Tandemviertelstunde mit Lift ein spannendes Weihnachtsgeschenk für einen begeisterten Bergsteiger.

„Lohn der Angst“ am Jäckelfels

Alešák Procházka klettert "Lohn der Angst" am Jäckelfels
Alešák Procházka klettert „Lohn der Angst“ am Jäckelfels

Der Jäckelfels am Pfaffenstein lockt den versierten Kletterer mit einer der beeindruckendsten Reibungskanten im gesamten Elbsandsteingebirge. Der Wegname „Lohn der Angst“ belegt die Aspiranten oft mit einer berechtigten Beklemmung. In der sächsischen Schwierigkeit IXc verlangt sie dem Begeher ein hohes Maß an Reibungstechnik und einen Schlüsselzug weit weg vom letzten Ring ab. Dies ist anscheinend auch der Grund, warum die fotogene Kante erst um die dreißig Begehungen hat.

Lohn der Angst IXc: 31.08.1971 Bernd Arnold – die scharfe Westkante (4 Ringe) zum Gipfel.

Eine lohnende Alternative befindet sich wenige huntert Meter um die Ecke an der Königsspitze. Dort kann im Grad VIIIa die „Schwarze Kante“ begangen werden. Die Absicherung ist aber ebenfalls nur mit „ausreichend“ zu bezeichnen. Etwas besser gesichert ist die „Lustkante“ am Pfaffenhütchen (VIIIa).

Kurzinfo:

Gipfel:
Jäckelfels
Gebiet:
Gebiet der Steine
Route:
Lohn der Angst
Grad:
IXc
Kletterer:
Alešák Procházka

„Moderne Zeiten“ am Bloßstock

Tino Tanneberger klettert in "Moderne Zeiten" am Bloßstock
Tino Tanneberger klettert in „Moderne Zeiten“ am Bloßstock

Moderne Zeiten VIIIc: 10.09.2015 Tino Tanneberger – beliebig zur 3. Abseilöse des Wenzelweges. Rechts des markanten Kamins anfangs überhängende Wand (7 Ringe) zum Gipfel. Zwischen dem 2. und 3. Ring wird der Verlauf der „Ostwand“ gekreuzt.

Tino TannebergerTino meint: Die beeindruckende Abseile des Bloßstocks gefällt mir immer wieder gut, doch diesmal ist etwas anders. Bisher hatte ich immer die Routen links der Abseilrichtung angeschaut. Als ich diesmal meinen Blick nach rechts schweifen lasse entdecke ich – nichts. Nur etwa 10m entfernt zieht die „Direkte Südwand“ in gerader Linie nach oben. Schon hat mich das Erstbegehungsfieber gepackt. Ein paar Wochen später, nach vorherigem Klettern der Nachbarrouten und der Installation der ersten beiden Ringe ist es soweit. Orkanartig zieht der Wind durch die Kreuzturmscharte. Teilweise hängen die Seile fast waagerecht in der Luft und erschweren so die Erstbegehungsarbeit und Verständigung. Nach dem Schlagen von weiteren fünf Ringen sind die „Modernen Zeiten“ vollendet. Eine großzügige freie Linie an einem der bedeutendsten Gipfel der Sächsischen Schweiz. Der Wegname soll ein wenig meine Vorstellungen aktueller Erstbegehungen widerspiegeln. In erster Linie sollten Sicherungen so platziert werden, dass die Gefahr von schweren Verletzungen ausgeschlossen wird. Dabei sind die sächsischen Kletterregeln einzuhalten und, wenn möglich (der Tradition folgend) die Ringabstände groß gehalten werden. Außerdem geht es mir darum, dass neue Wege so attraktiv sind, dass sie wiederholt werden. Das hat schon einmal funktioniert, denn bei meiner Rotpunktbegehung dieses Jahr sah ich, dass der Weg schon ein paar mal geklettert wurde.

Kurzinfo:

Gipfel:
Bloßstock
Gebiet:
Affensteine
Route:
Moderne Zeiten
Grad:
VIIIb RP VIIIc
Kletterer:
Tino Tanneberger

„Vollständige Nordwand“ am Wilden Kopf

Alešák Procházka klettert die „Vollständige Nordwand“ am Wilden Kopf.

Der Weg aus dem Jahr 1976 konnte bisher noch keine 10 Begeher anlocken. Dieser Weg ist nur etwas für absolute Allrounder. Von Fausklemmern bis hin zu steiler Wand- und Reibungskletterei wird alles gefordert. Die Ringabstände sind im unteren Wegverlauf so groß, dass zur Absicherung Knotenschlingen mit größter Sorgfalt gelegt werden müssen.

Vollständige Nordwand VIIIc: 26.09.1976 Bernd Arnold – Ganz links in der Nordwand Verschneidung bis unter großen Block, bei waagerechtem Einschnitt rechts queren und Reibung (Ring), rechts Kante zu Band und links feine Rippen der „Nordwand“ zu 2. Ring, links Rissspur und Rippe zu Ring. Kurze Rippe und rechts queren (Ring) und rechtshaltend Kante zum Gipfel.

Alešák Procházka klettert die "Vollständige Nordwand" am Wilden Kopf
Alešák Procházka klettert die „Vollständige Nordwand“ am Wilden Kopf
Alešák Procházka klettert die "Vollständige Nordwand" am Wilden Kopf
Alešák Procházka klettert die „Vollständige Nordwand“ am Wilden Kopf

„Rengerkante“ an der Brosinnadel

Manuel Hasterok klettert die "Rengerkante" an der Brosinnadel
Manuel Hasterok klettert die „Rengerkante“ an der Brosinnadel

Rengerweg VIIb: 13.06.1920 E. Renger – Den Alten Weg bis in die Einschartung. Auf Höhe der Einschartung links queren zu nachträglichem Ring. Westkante zum Gipfel.

Manuel HasterokManuel meint: Die Rengerkante verspricht schon vom Namen her etwas Abenteuer, suggerierte mir aber auch einen qualitativ hochwertigen Weg, was die Sternchenbewertung im Kletterführer noch untermalte. Um einen besseren Eindruck von den Gegebenheiten von 1920 zu bekommen, entschied ich mich für eine Barfußbegehung. Das raue Gestein und die etwas größeren, runden Tritte eigneten sich auch bestens dafür. Der Abzweig vom AW fängt recht harmlos mit einem gängigen Quergang an, bevor ich dann an der Kante dem ultimativem Tiefblick ausgesetzt war und mich glücklich schätzen konnte, dass dort ja schon einen Ring installiert wurde. Nachdem ich mich mit der Ausgesetztheit arrangiert hatte, gelangen auch die restlichen Klettermeter gut und wir konnten uns noch schön in der warmen Frühlingsabendsonne auf dem Gipfel entspannen.

Kurzinfo:

Gipfel:
Brosinnadel
Gebiet:
Affensteine
Route:
Rengerkante
Grad:
VIIb
Kletterer:
Manuel Hasterok

Seilhandhabung in Mehrseillängen

Mal im Ernst: Klettern im Überschlag ist nicht gerade schön. Gerade am Standplatz angekommen darf ohne Erholung in den Vorstieg gewechselt werden. Es bleibt gerade soviel Zeit das verbliebene Material vom Sicherungsmann zu übernehmen und sich dabei erzählen zu lassen wo es weitergeht. Optimal ist anders!

Standplatz in einer Mehrseillängenroute im Valli del Sarca (bei Arco)
Standplatz in einer Mehrseillängenroute im Valli del Sarca (bei Arco)

Im Überschlag wird nicht geklettert weil es schön ist. Es ist das notwendige Übel um dem Seilchaos Herr zu werden. Schade – eine Seilschaft, die im „Block“ klettert, ist schneller.

Eine andere Variante für die Begehung von Mehrseillängen ist das Klettern im „Block“. Dabei klettert ein Kletterer stets mehrere Seillängen im Vorsteig und gibt die Führung am Ende des Blockes an den anderen Kletterer der Seilschaft ab. Ist die Tour 10 Seillängen lang, klettert der eine die ersten 5 Seillängen im Vorstieg und der andere die letzten 5 Seillängen. Wer aber so in Blöcken klettert, kommt um ein vernünftiges Seilmanagement nicht drumrum. Die Zeiten, in denen mit dem Seil irgendwie umgegangen wurde, sind jetzt vorbei. Im folgenden eine Anleitung für stressfreies Klettern von Mehrseillängenrouten.

Am Standplatz angekommen sichert man sich selbst mittels Mastwurf (rechts). Zusätzlich wird ein Metolius Ropehook (links) vorbereitet. Anstelle des Ropehooks kann das Seil auch über den eigenen Seilstrang zur Selbstsicherung gelegt werden.
Am Standplatz angekommen sichert man sich selbst mittels Mastwurf (rechts). Zusätzlich wird ein Metolius Ropehook (links) vorbereitet. Anstelle des Ropehooks kann das Seil auch über den eigenen Seilstrang zur Selbstsicherung gelegt werden.
Die Nachstiegssicherung (links) erfolgt mit einem Sicherungsgerät, das automatisch blockiert wie z.B. dem Reverso.
Die Nachstiegssicherung (links) erfolgt mit einem Sicherungsgerät, das automatisch blockiert wie z.B. dem Reverso.
Das eingezogene Seil wird in Schlaufen rechts und links in die Seilaufnahme gelegt (oder eben über das Seil der Selbstsicherung).
Das eingezogene Seil wird in Schlaufen rechts und links in die Seilaufnahme gelegt (oder eben über das Seil der Selbstsicherung).
Wichtig: Die Seilschlaufen werden mit jeder Schlaufe ein Stück länger!
Wichtig: Die Seilschlaufen werden mit jeder Schlaufe ein Stück länger!
Wenn der Nachsteiger den Standplatz erreicht, ist das gesamte Seil in der Seilaufnahme. Die oben aufliegenden Schlaufen sind die längsten. Zusammen mit dem Nachsteiger wird der Seilstapel nun gewendet: Der Nachsteiger hält mit beiden Händen den Seilstapel in der Mitte fest und der Sicherungsmann wirft die eine Seite des Stapels über die Hände des Nachsteigers. Der Nachsteiger legt den nun gewendeten Seilstapel zurück in den Ropehook. Das Ergebnis ist im nächsten Bild zu sehen.
Wenn der Nachsteiger den Standplatz erreicht, ist das gesamte Seil in der Seilaufnahme. Die oben aufliegenden Schlaufen sind die längsten. Zusammen mit dem Nachsteiger wird der Seilstapel nun gewendet: Der Nachsteiger hält mit beiden Händen den Seilstapel in der Mitte fest und der Sicherungsmann wirft die eine Seite des Stapels über die Hände des Nachsteigers. Der Nachsteiger legt den nun gewendeten Seilstapel zurück in den Ropehook. Das Ergebnis ist im nächsten Bild zu sehen.
Nach dem "Wenden" des Seilstapels liegen die kürzesten Schlaufen oben auf. Das Seil des zuvor Sichernden liegt oben und kann einfach abgenommen werden. Durch die unterschiedlich langen Schlaufen ziehen sich die Schlaufen nicht ineinander.
Nach dem „Wenden“ des Seilstapels liegen die kürzesten Schlaufen oben auf. Das Seil des zuvor Sichernden liegt oben und kann einfach abgenommen werden. Durch die unterschiedlich langen Schlaufen ziehen sich die Schlaufen nicht ineinander.

Endet für einen Vorsteiger ein Block, sichert er noch einmal seinen Nachsteiger, der dann in der nächsten Seillänge die Führung übernimmt. Bei diesem letzten Nachsichern wird mit langen Seilschlaufen begonnen, die Stück für Stück kürzer werden. Ein Wenden des Seilstapels kann dann entfallen, da das Seil des zum Vorsteiger werdenden Nachsteigers bereits oben aufliegt. So (mit langen Seilschlaufen beginnend) kann übrigens auch ganz prima im Überschlag geklettert werden.

Tipp: Vor der nächsten Klettertour zu Hause am Geländer ausprobieren!